Dienstag, 12. August 2008

Wasserleiche zum Träumen

Rilke und viele andere hatten einen Abguss ihrer Totenmaske im Boudoir: Die schöne Tote aus der Seine.

Ein modernen Mythos der Jahrhundertwende, Wasser auf die Mühlen der empfindsamen Décadence...

Angeblich handelte es sich bei der unbekannten Leiche, die 1900 in Paris aus der Seine geborgen wurde, um eine junge Selbstmörderin. Ein Angestellter der örtlichen Morgue fand ihre Schönheit so berückend, dass er einen Gipsabdruck ihres Gesichts nahm und davon eine Totenmaske fertigen ließ, die bald ziemlich en vogue war.

Ein wenig morbid, - aber schon kurz darauf als Reproduktion in jedem besseren Künstlerhaushalt des alten Europa zu finden.

Von Reinhold Conrad Muschler gibt es eine reichlich spekulative Novelle (>Die Unbekannte<), die die Vorgeschichte der Schönheit in die Fiktion überführt: damals in Deutschland ein Bestseller! Obskur: in Frankreich verpasste eine Firma der meistverkauften Erste-Hilfe-Übungspuppe das Antlitz der geheimnisvollen Schönen. Wenn das nicht zum Wiederbeleben motiviert, weiß ich's auch nicht mehr ;-)

Keine Kommentare: