Dienstag, 14. April 2009

10 Ampere und Licht aus!

In meinem Wagen brennt dauernd eine Sicherung durch. Die Beleuchtung fällt plötzlich aus. Ich bin mittlerweile geübt im Austauschen. Es dauert nur eine halbe Sekunde, selbst in Fahrt und bei völliger Dunkelheit. Es ärgert mich nicht mehr, ich habe mich darauf eingestellt und die Bewegungen meiner Hand heimlich trainiert – in etwa so wie man das Montieren einer Waffe mit verbundenen Augen trainiert.

Diese ganze Kabbala-Sefirot-Emanations-Sprachschöpfungs-Idee gefällt mir. Erst das Wort und dessen Artikulation erschaffen das Ding, das sich denken lässt, vorher war alles nur ein farbloser Klecks. Man sagt Sicherung, und sie existiert, sie springt heraus, aber das ändert nichts an ihrer Existenz, nur an ihrem Zustand. Allein der Strom fließt nicht mehr ungehindert. Die Sicherungen für die Beleuchtung sind immer aus rotem Plastik, darin ein dünner Metallfaden. Last: zehn Ampere. Eine willkürliche Maßeinheit, die auf einem abstrusen Versuchsaufbau und der zu messenden Kraft von zwei mal zehn hoch minus sieben Newton besteht. Das ist sehr ernst!

Wenn Wittgenstein behauptet, dass die Krux der Philosophie eine sprachliche, nämlich die Problematik der Definition sei, dann hat er Recht. Alle Philosophie muss Sprachphilosophie sein, weil wir nicht verstehen, nicht verstehen können. Weil es kein Wort für Einsamkeit gibt, außer eben „Einsamkeit“, was nichts besagt. Es ist ein Spiel; das Regelwerk ist weggeschlossen. Man kann nicht auf einer Leiter über die Leiter hinaussteigen, man muss fliegen, fliehen.

Was ich damit eigentlich sagen will?
Dass ich diese Welt ebenso wenig verstehe wie mich und dich - und dass man Rotkehlchen schlecht in Gefangenschaft aufziehen kann. Sie brauchen den ganzen Himmel.