Dienstag, 5. Juni 2012

Bricolage exorbitant


Jeden Tag ein neues Kunstwerk, sagt der Vater zum Sohn und baut mit ihm aus einem alten Schuh, einer Miesmuschel, dem Fellbüschel eines Ozelots und etwas Fimo eine Büste von Andreas Baader, die sie mit Strohhut und Sonnenbrille verfeinern.
Das ist mir zu Pop, sagt der Sohn und versteckt das Ungetüm tags darauf beim Geocaching.
Bald basteln die beiden aus 4 Stunden fallendem Regen und 7 Kilo Straßenkreide einen Carport, der sich nicht verstecken muss. Der Vater fährt seinen verbeulten Polo darunter und beide wundern sich doch ein wenig, dass das Teil seinen Zweck ganz gut erfüllt.
Schnell konstruieren sie aus einer nicht unerheblichen Menge Himbeermarmelade, einem Päckchen Vanillinzucker, 28 Holzschrauben, 20 ml Terpentin und ein paar Säcken Blumenerde und Rindenmulch eine Fin-de-Siècle-Stadtvilla, in der sich ganz prima leben lässt.
Bei alledem, sagt der Vater, darfst Du nie vergessen, dass Bohrmaschine und Heißklebepistole die wichtigsten Segnungen der Menschheit sind!
Ich weiß, sagt der Sohn, solange die Gedanken nur kühn genug sind, lässt sich damit alles bewerkstelligen.
Eben!, sagt der Vater, Das ist der magische Idealismus. 
Und, fragt der Sohn, was stellen wir morgen an?
Da sagt der Angesprochene: Denk Dir was aus, wir haben hier noch eine alte Hundeleine, zwölf Quarkspeisen, die Armlehne eines Rattansessels, eine kaputte Uhr und jede Menge Pfandflaschen...