Dienstag, 17. April 2012

Ihr, die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren! oder: Mein Sonntag auf der Zeil

Hippe Youngster mit Cowboyhüten und kaum was an tickern Handyromane in ihre Hello-Kitty-beklebten Geräte im Starbucks. Kniende Frauen im Schleier flehen demütig um ein paar Cents. Scharen von Japanern lichten Wurststände ab. Gut gelaunte Salafisten verteilen gratis golden glitzernde Büchlein. Ein völlig verdreckter Einbeiniger rutscht vorm H&M auf dem Boden herum und klappert verzweifelt mit ein paar Münzen in seinem verknickten Tchibo-Becher. Künstler bauen gigantische rauchende Eierskulpturen aus Holzstreben auf und spielen dazu bedrohliche Klänge ab. Vorm Burgerking erbricht sich ein weißhaariger alter Mann mit Basecap. Ein Typ mit Teufelshörnern sprüht "jede versuchung ist das nachgeben wert" an die Wände des U-Bahnschachts. In den Fenstern eines riesigen Juweliergeschäfts liegen ziegenküttelförmige Goldnuggets. Die Leute von Occupy Frankfurt schreien sich hysterisch im Zeltlager vor der EZB an.
Und am Ende kommen Nazis, löffeln genüsslich ihren Pfirsichjoghurt und vergnügen sich in den riesigen Kaufhäusern. Da hängen sie Plakate auf, auf denen Sinniges steht, wie z.B.: „Jugend dient dem Führer. Alle Zehnjährigen in die HJ!“ – Na, Prost Mahlzeit! – Komischerweise war ‚Kopf in den Sand stecken‘ noch nie Teil des Vermummungsverbots.