Montag, 20. April 2009

Spuren

Auf dem hellen Teppich, an den weißen Wänden fängt sich kein Schatten, alles bleibt ruhig, und ich frage mich, ob man Jahre des Lebens ebenso aus Räumen tragen kann, wie Möbel, wie Gegenstände und Apparate. Vielleicht bleibt nur ein winziger Fleck auf der Auslegeware zurück und erzählt von einem umgekippten Weinglas, von einer Feier, bei der liebe Freunde in die Badewanne kotzten, um sich dann peinlich berührt zu verabschieden.
Man sollte seine Erinnerungen in die neue, unbelebte Wohnung übertragen, einen Weinfleck an ähnlicher Stelle machen, hier und dort mit einer Zigarette eine Anekdote in den Boden brennen, einen kindlichen Wunsch in die Holzverkleidung des Küchenschrankes ritzen und sich vormachen, man hätte eine Geschichte, die es sich zu erzählen lohnt. Denn wie wohltuend ist es, nach zwanzig Jahren in der Oberfläche seines Schultisches noch immer die unauslöschlichen Initialen einer ersten Liebe zu erblicken.
Man sollte sich nicht von den Gegenständen anschweigen lassen.

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