Sonntag, 6. Januar 2013

Kleines Senfkorn Hoffnung

Man liest vom Luminalschema und diesen Fabriken, den Morden des Westens, dem Kollateralschaden des Luxus', von den neuesten Gadgets und der Legitimationsdebatte der Geisteswissenschaft im Großen und Ganzen, kultureller Kodierung der Körper, moralischer Entrüstung und Abrüstung, Killer Cotton und Handarbeit, instrumentalisierten Antisemitismusvorwürfen und Arschlecken. Man liest in bunten Magazinen und auf hochauflösenden Bildschirmen der Apps, die uns den Blick auf die Welt verstellen, man lädt sich den Beipackzettel als PDF herunter, formatiert die Exceltabelle um, startet die abgeschmierte SAP-Applikation neu, lutscht das Bonbon mit künstlichem Litschigeschmack, verbittert.
Am Ende des Tages versickert das ganze unerträgliche Wissen langsam in den Ritzen der Nacht, doch die Unruhe bleibt, dieses unkontrollierte Zucken der Hände, der Wunsch, das Medikament auszuschleichen, doch es geht nicht, dann würde man ja unsediert vor diesem Berg aus Leichen und Hochglanzprospekten, Produkten und Softwareupdates stehen.
Und eben hält man alles für verraten und verloren, da sieht man im Schatten der regen- und sturmgeschüttelten Straßenlaterne die Hündin am Fenster sitzen, die ganz leise "Kleines Senfkorn Hoffnung" intoniert.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Mensch ist ein Einzelwesen. Er ist in sich abgeschlossen und gibt seinem Gegenüber nur das, was er entbehren kann. Dass kann nicht viel sein - sonst müsste er sich aufgeben. Die meisten Menschen aber nehmen mehr als ihr Gegenüber geben kann. Das ist das Elend dieser Welt. - Aber es gibt noch einzelne Wesen die um die fragile Substanz ihres Gegenübers bangen. Manche bringen sogar ihre Hündin zum singen.

Des_Esseintes hat gesagt…

Die Hündin hat übrigens eine sehr kultivierte Stimme - eine Wohltat für Ohr und Seele.

Anonym hat gesagt…

Wohltat! Mmh. Eigentlich will man dieses Wort mit einem h am Ende sehen. Wenn man es ausspricht haucht man ihm doch schließlich immer ein H hinterher.