Donnerstag, 15. September 2011

Tomiloffs Plan

Sieben Jahre, so erzählt man sich, habe Tomiloff an seinem Plan zur Abschaffung des Dunkels gearbeitet. Er sei zunächst, so sagt man, missverstanden worden – man habe ihm Taschenlampen, Glühbirnen und Kerzen angeboten. Es sei ihm nicht gelungen, das Dunkel zu definieren. 
In einer weiteren Phase verstand man sein Vorhaben metaphorisch. Man vermutete, er wolle sprichwörtlich „Licht ins Dunkel bringen“, nannte ihn einen verspäteten Aufklärer oder rückwärtsgewandten Propheten. Tomiloffs Gesicht, so wird berichtet, ließ in dieser Zeit keine Regung erkennen, eine gewisse Unbeirrbarkeit und Entschlossenheit hätte man jedoch nicht leugnen können.
Tomiloff ließ sich, soviel ist nun bekannt, nicht beirren. Im frühen Januar des vierten Jahres, so hört man sagen, habe er eine erste Apparatur entwickelt, um das Dunkel im Licht des Tages sichtbar zu machen. Gleichzeitig, so weiß man jetzt, entwickelte er eine Maschine, die das Dunkel materiell erfassbar und komprimierbar machte. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass in einer ersten Phase bis zu 4 Kubikmeter des Dunkels auf die Größe eines etwa 4x4x4 cm großen Quaders geschrumpft werden konnten.
Viele verbargen vieles im Dunkel, das Tomiloff sich anschickte zu minimieren. Es heißt, spätestens an diesem Punkt sei sein Plan auf Widerstand gestoßen.
Vor etwa einem Jahr, dies gilt nun als gesichert, gelang es Tomiloff den Rauminhalt des Dunkels einer ansehnlichen Kathedrale (als Beispiele werden Amiens oder Chartres genannt) auf ein etwa spielwürfelgroßes pechschwarzes Objekt zu komprimieren. 
Heute sieht man allerorten Leute, die das Dunkel preisen, während Tomiloff an dessen Beseitigung arbeitet. 
Vieles wird offenbar werden. Und nur weniges davon ist gut. 
Vieles was im Dunkel noch erträglich war, wird seine hässliche Fratze im Lichte zeigen. Darum, sagt Tomiloff, ging es bei der Entwicklung der Apparatur. Um die Abschaffung des Dunkels.