Wie schön: die Deutsche Bank verdoppelt 2011 ihren Gewinn (nach Steuern: 4,3 Mrd. €) im Vergleich zum Vorjahr nahezu – und ist doch enttäuscht, weil man hinter den eigenen Prognosen zurück bleibt.
Ehrlich, ich bin ganz kurz davor, eine Mitleidsbekundung zu verfassen.
Vielleicht wäre noch mehr „Leistung aus Leidenschaft“ oder „Leistung, die Leiden schafft“ notwendig gewesen. Nicht umsonst warb das Bankhaus bereits 2008 wenig subtil mit dem Geschäft ohne Gewissen und legte dem geneigten Anleger die uneingeschränkte Freude an Hungertoten in der sogenannten Dritten Welt nahe:
"Freuen Sie sich über steigende Preise? Alle Welt spricht über Rohstoffe - mit dem Agriculture Euro Fond haben Sie die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von sieben der wichtigsten Agrarrohstoffe zu partizipieren. Investition in etwas Greifbares." [Werbetext der DB]
Man darf gar nicht darüber nachdenken, dass man es sogar geschafft hat, diesen Text geschmackvoll auf Brottüten zu drucken, die in Frankfurter Bäckereien als Werbeträger erhältlich waren. Daneben Abbildungen von Weizen, Mais, Salz usw.
In der zugehörigen Broschüre wurde man dann deutlicher, sprach von „historisch niedrige[n] Lagerbestände[n] an Agrarrohstoffen", die im Zusammenhang mit „signifikant steigender Weltbevölkerung“ deutliche Renditen versprächen.
In Folge der Kritik von Foodwatch und Attac versprach Ackermann, das Rohstoffgeschäft nochmals zu überdenken und bis zum 31. Januar 2012 eine Endscheidung zu treffen. - Dieser Termin ist nun schon einige Tage verstrichen. Was bleibt, ist ein Aufschub.
Der Spiegel zitiert Sabine Miltner, Sprecherin der Deutschen Bank. Diese wolle nun „einen breiteren Ansatz als zunächst geplant [...] verfolgen und in den kommenden Monaten eine umfassende Studie zum Thema Handel mit Agrarrohstoffen und Hunger […] erarbeiten.“ Ackermann fügte später hinzu, man stehe "erst am Anfang" der zugesagten Überprüfung des Handels mit Agrarrohstoffen.
Klar, angesichts des mäßigen Geschäftsergebnisses von nur 4,3 Mrd. € kann man ja schlecht hastig aus so einem lukrativen Geschäft aussteigen. Und während die Deutsche Bank „denkt“, steigt die Zahl der Hungertoten – davon kalkuliert man pro Tag 25.000. Das sind seit dem 31. Januar fast 400.000 Menschen.
Ich könnte mich nicht zynischer fühlen, als beim Überschlagen einer solchen Zahl.
Zur weiteren Information:
Foodwatch-Report 2011
Factsheet DB von Misereor/Oxfam
Zur weiteren Information:
Foodwatch-Report 2011
Factsheet DB von Misereor/Oxfam