Auf dem Rücken liegend doziert sie, die Beinchen in die Luft gestreckt und hin und wieder strampelnd. Sie erzählt, wie sie Baselitz sieht. Sie erwähnt Schönebeck, das Manifest, die Antikunst. – Sie taucht die rechte Vorderpfote in ein Fässchen mit schwarzer Tinte und streicht über die Leinwand. Sie plant ein Triptychon zu irgend einem Bürgerkrieg. Dazu braucht sie noch Filz und Fett und Zuckerwatte. Sie hat da so ein Beuys-Ding am Start, glaube ich. Ich frage sie ganz direkt nach Beuys und sie sagt, einen Fettstuhl habe sie durchaus auch schon einmal gehabt – das sei nichts, worauf man stolz sein könne, nunja.
Sie spricht von Seele und Ozeanfarben, von einer Kunst, die das Motiv lange hinter sich gelassen habe. Ihr Maßstab für Ästhetik, so sagt sie, sei die größtmögliche Distanz zur Natur. Authentizität halte sie durchaus für etwas Widerliches.
Sie seufzt, leckt sich die Pfote, blinzelt in die Sonne und bedenkt mich mit einem nachsichtigen Blick:
Kunst, sagt sie, ist vor allem eine Geste der Gewalt. Sie verstehe Fontana durchaus, sagt sie, aber ein paar Schnitte seien nicht genug, um in die Tiefe des Bildes einzudringen. Wenn ein Schuss die Leinwand zerreißt, sei dies erst ein Anfang, wenn der Richtige hinter der Leinwand gestanden habe, z.B. Meese, dieser vorpubertäre Stümper!
Sie lässt die Vampirzähnchen bei gezogenen Lefzen aufblitzen; so sieht das aus, wenn ich lächele, sagt sie.
Hm, sage ich, ich fand Meese immer ziemlich lustig.
Sie schreibt mit der Pfote auf die Leinwand: „Kunst ist das totalste Totale, die Hirninwendigkeit, die radikalöse, der Tarzan am Hypothalamus, das Erzgebirge der Innerlichkeit, Nordwand des Hasses, der heiligste Faschismus, der sachlichste Wahn der Barmherzigkeit!“
Jetzt klingst du aber ziemlich nach Meese, entgegne ich.