Donnerstag, 8. März 2012

Détruire dit-elle

Freiheit finden in der Wahl der Waren, die unser verschwindendes Selbst immer 'authentischer' werden lassen. Die Balance aus Depression und Konsum, die Sublimation in bunten Objekten, in Facebook-Postings und Blogs, die ein zersplittertes Ich weiter als Einheit behaupten sollen, wo gar nichts mehr ist.
Sich in Knechtschaft Dinge wünschen: ein Begehren aufrechterhalten, um nicht aufzubegehren. Nur noch Körper sein zwischen Konsumption und Produktion. Die Machtverhältnisse als Spitze der Nahrungskette und Ende der Warenkette lange internalisiert haben. Im Bewusstsein der ständigen eigenen Sichtbarkeit zugleich Normalität und Alterität produzieren. Den Panoptismus nicht mehr fürchten, sondern genießen, sich in der Unterwerfung einrichten. Mit ihm die Machtstrukturen mechanisch, automatisch, geräuschlos in sich eindringen lassen, bis in die Zusammenhänge der einzelnen Atome des Individuums. Die Überwachung im eigenen Handeln spiegeln. Repressionen unnötig werden lassen und damit paradoxerweise ihre Nichtexistenz beweisen können. 
Partisan und Dissident nur in dem sein, was uns Mode möglich macht. Sich zerstreuen in der Vielfalt der Unterhaltung, der Angebote, der gebotene Möglichkeiten. In schützender Überwachung im Bauch der großen warmen Maschine schlafen.
Fügsam bis zur Nützlichkeit in der Ordnung der selbst organisierenden Systeme, die Ökonomie der Kreisläufe steigern.

Die erzieherische Grenze zwischen Gesundheit und Wahnsinn, die uns allen sagt, wie’s richtig geht. Der psychopathologische Befund, der Anderes und Abweichendes als Krankes behauptet und dann marginalisiert. Das Gesunde zeigt uns die Deckelfolie auf den Joghurtbechern der bescheuerten Bifidus-irgendwas-Milchprodukte: die weißen Rollkragenpullover, die fröhliche Reproduktion, das Lachen in Photoshop.

Wir alle wissen, was Glück ist: die Gesundheit, die Arbeit, der Fleiß, die Kaufkraft, die Bildung, die Abrichtung, die Dressur.

Fuck you!