Freitag, 14. Oktober 2011

Die Hausnummer ist 123

„Die Spiele haben Farben wie anderswo die Tiere“, sagt sie und lacht. Ich schüttele den Kopf: „Das ist mir zu politisch.“ Ich lache nicht. Wir lauschen auf den Äther: In Frankfurt zünden sie die Autos an, im Radio ist man bemüht, zu erklären, dass es alle Fabrikate betrifft – wichtig: Kraftfahrer-Solidarność erzeugen! Nächste Meldung: Occupy Wall Street und „Fuck the FED“ – ernstzunehmender Widerstand? In den USA? Da brat mir aber mal einer einen Storch! Meanwhile in Germany: Arbeitgeberpräsident Hundt hält Mindestlohn für "realitätsfern", er will die "Geringqualifizierten" durch Unterbezahlung 'in Schutz nehmen'. *hust*
In Frankreich: Schülerproteste gegen die Rentenreform! Mein lieber Scholli, was sind die Eleven weitsichtig. Und schon wieder brennen Autos. Haben denn die Leute den hübschen Meinhof-Aufsatz zur Kaufhausbrandstiftung nicht gelesen? Warenvernichtung kitzelt den Kapitalkreislauf kurz am Fuß und alle lachen. 
Später: Die Funknachrichten sind passé und wir stehen im leichten Regen vor Adornos Haus in der Kettenbachstraße, Frankfurt/Main. Sie raucht eine Zigarette zu Ehren des zweitgrößen Fernsehqualmers aller Zeiten und sagt: „Die Grenzen der Welt sind die Listen der eigenen Angst. Niemand kann sich von ihr freisprechen, aber jeder kann sie überschreiten.“