Samstag, 25. Februar 2012

Le stade du miroir

Ich setze mich, sehe aus dem Fenster in den Hof, verfolge mit den Augen die Flugbahnen einzelner Schneeflocken und trinke. Plötzlich scheppert im Flur das Telefon. Vor Schreck verschütte ich meinen Kaffee. Die Stille ist gebrochen und der Nachhall des Bimmelns scheint in verwischten Intervallen aus allen Räumen widerzuklingen. Ich gehe nicht ans Telefon, ich warte bis der Anrufbeantworter sich einschaltet.
Am anderen Ende ist man nicht gewillt zu reden: Aus dem kleinen Lautsprecher dringt nur das leise Rauschen der wortlosen Verbindung. Sie wird mit vernehmlichen Knacken unterbrochen. Während der Anrufbeantworter die unbenutzte Cassette zurückspult, atme ich auf. Gerade als ich die Tasse wieder an den Mund setzen will, läutet das Telefon erneut. Die Maschine zeichnet ein langes Schweigen auf. Eine Weile überlege ich, ob der Hörer beim dritten Anruf von mir abzunehmen sei, doch nichts geschieht. Alles wird wieder zu Stille.
Die Flocken fallen, ich trinke Kaffee, es ist der Anfang von etwas.

Am Nachmittag mache ich mich allein auf den Weg. Immer wieder ziehen Wolken auf. In den Zwischenräumen erscheint die Sonne und wärmt.
Ich betrete eine Telefonzelle und wähle meine eigene Nummer. Nach ein paar Sekunden geht der Anrufbeantworter dran. Meine Stimme aus der Ferne zu hören ist befremdlich, so als sei ich nicht in meinem Körper. Ich spreche nichts auf das Band, schweige und hänge ein. Ich wiederhole das seltsame Spiel noch einmal. Meine Stimme, mein Schweigen. Bis die Automatik die Leitung unterbricht.

Schließlich setzte ich mich in ein Café. Dort bleibe ich vier Stunden. Nichts geschieht. Ich bin enttäuscht, denn ich habe gewartet. Auf mich.