Zuweilen, wenn ich morgens meinen Kaffee schlürfe, noch vor den ersten sanften Fehlentscheidungen des Tages, denke ich an Gregor Samsa, Kafkas duldsamen Käfer:
Als einer der perfiden Prokuristen zu Besuch kommt und seinen Kaffee verschüttet, ist dies für Gregor Grund genug, plötzlich hervorzuschießen und seine insektoiden Esswerkzeuge relativ gierig nach der heruntertropfenden Flüssigkeit auszustrecken. Er kann sich "nicht versagen, im Anblick des fließenden Kaffees mehrmals mit den Kiefern ins Leere zu schnappen".
Als einer der perfiden Prokuristen zu Besuch kommt und seinen Kaffee verschüttet, ist dies für Gregor Grund genug, plötzlich hervorzuschießen und seine insektoiden Esswerkzeuge relativ gierig nach der heruntertropfenden Flüssigkeit auszustrecken. Er kann sich "nicht versagen, im Anblick des fließenden Kaffees mehrmals mit den Kiefern ins Leere zu schnappen".
Und an dieser Stelle wird uns allen klar, dass man ihm in seiner Käferexistenz den Kaffee vorenthalten hat, eine kaum zu überbietende Grausamkeit. Auf seinen verzweifelten Versuch der Kaffeebeschaffung reagiert die Mutter mit Geschrei, der Prokurist mit Flucht, alle mit Entsetzen. - Gregor ist in der Familie endgültig unten durch.
Typische Entzugserscheinungen des habituellen Kaffeetrinkers sind nach verschiedenen Studien z.B. Erschöpfung, Kopfschmerzen, mangelnde Wachsamkeit, Reizbarkeit, Schläfrigkeit, depressive Episoden, Konzentrationsstörungen, fehlende Gedankenklarheit und eine deutlich herabgesetzte Zufriedenheit.
Ganz ehrlich, wenn Gregor die Käferexistenz vielleicht noch hätte wegstecken können, ich bin mir sicher, der unterdrückte Kaffeekonsum brach ihm das Genick bzw. den mentalen Chitinpanzer.
Dazu kommt, fortgesetzte Beweisführung, dass Insekten noch deutlich empfindlicher auf Koffeinzufuhr bzw. -entzug reagieren, wie z.B. das Verhalten von Spinnen mit bzw. ohne Kaffeekonsum belegt (siehe Abbildung 1).
Wir müssen also vielleicht im Hinblick auf käferliche Entzugserscheinungen in unserer Einschätzung die beschriebenen Effekte potenzieren, was letztlich den unterdrückten Kaffeegenuss ins Zentrum der psychopathologisch fixierten Kafka-Lektüre rücken lässt.
Schließlich muss vor diesem Hintergrund besonders bitter erscheinen, dass man den Käfer, dem man den lebensnotwendigen Kaffee verweigert, mit schnödem Obst bewirft, ein böses ironisches Substitut für das eigentlich Verlangte!
(Abgesehen davon ist die Wahl eines Apfels als Wurfgeschoss nicht nur ein zweiter Sündenfall, sondern finstere Verballhornung des beliebten Merkspruchs "An apple a day keeps the doctor away." - dessen Wörtlichnahme wohl auch dazu führte, dass die verursachte Verletzung unbehandelt blieb.) Doch vom Obst zurück zum Kaffee:
Wir müssen also vielleicht im Hinblick auf käferliche Entzugserscheinungen in unserer Einschätzung die beschriebenen Effekte potenzieren, was letztlich den unterdrückten Kaffeegenuss ins Zentrum der psychopathologisch fixierten Kafka-Lektüre rücken lässt.
Schließlich muss vor diesem Hintergrund besonders bitter erscheinen, dass man den Käfer, dem man den lebensnotwendigen Kaffee verweigert, mit schnödem Obst bewirft, ein böses ironisches Substitut für das eigentlich Verlangte!
(Abgesehen davon ist die Wahl eines Apfels als Wurfgeschoss nicht nur ein zweiter Sündenfall, sondern finstere Verballhornung des beliebten Merkspruchs "An apple a day keeps the doctor away." - dessen Wörtlichnahme wohl auch dazu führte, dass die verursachte Verletzung unbehandelt blieb.) Doch vom Obst zurück zum Kaffee:
Interessanterweise scheint die Industrie später (für Gregor leider zu spät!) den folgenschweren Fehler der Samsas wieder gutmachen zu wollen. Wie anders ließe es sich erklären, dass es mittlerweile in Feinkostgeschäften speziellen Käfer-Kaffee (Abb. 2) gibt, der nicht nur aus feinster Arabica-Bohne hergestellt wird, sondern auch für den menschlichen Konsumenten besonders bekömmlich sein soll.
Johann Sebastian Bach, kirchenmusikalisch-systemtheoretisch-mathematisches Genie, Gott hab ihn selig, wandte sich zuweilen auch der weltlichen Musik zu, allerdings nicht ohne Weltliches zu sakralisieren. So ist seine sogenannte Kaffeekantate vielleicht nicht sein größter Geniestreich, aber dennoch ehrliches Credo eines ergebenen Koffeinisten. Da heißt es:
Ei! wie schmeckt der Coffee süße,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!
Johann Sebastian, Gregor - ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bund der Dritte! - Ach stimmt, Schiller (als dann Vierten) nicht zu vergessen. Dichtete dieser nicht saumselig: "Diesen Trunk der ganzen Welt?!"
Johann Sebastian Bach, kirchenmusikalisch-systemtheoretisch-mathematisches Genie, Gott hab ihn selig, wandte sich zuweilen auch der weltlichen Musik zu, allerdings nicht ohne Weltliches zu sakralisieren. So ist seine sogenannte Kaffeekantate vielleicht nicht sein größter Geniestreich, aber dennoch ehrliches Credo eines ergebenen Koffeinisten. Da heißt es:
Ei! wie schmeckt der Coffee süße,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muss ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!
Johann Sebastian, Gregor - ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bund der Dritte! - Ach stimmt, Schiller (als dann Vierten) nicht zu vergessen. Dichtete dieser nicht saumselig: "Diesen Trunk der ganzen Welt?!"