„Für 2 Mark den Bauch voll.“, sagst Du und machst ein
halbes Kilo Nudeln mit Pesto. Ich reibe den Käse, dann essen wir.
Du putzt später
die Fenster mit alten Zeitungen, in denen steht, wie die ganze Sache ins Wanken
geraten ist. Eine davon zeigt die brennende EZB auf dem Titelblatt. Auf der
Rückseite entdecke ich später den Wiederabdruck von Noam Chomskys berühmter Rede,
gehalten kurz vor der großen Destabilisierung. Die anderen herumliegenden
Zeitungen zeigen den ausgebombten Firmensitz von ExxonMobile, die Erstürmung
des Procter&Gamble Headquarters durch die Massen, die unter Wasser gesetzten
Büros der E.ON. Frankfurter Rundschau, Süddeutsche, Zeit. Die BILD gibt’s nicht
mehr, das Springerhaus brannte schon ein paar Tage vor der EZB.
Seit die Fernsehsender nicht mehr senden, ist es stiller in
den Straßen. Da ist Kerzenlicht an den Fenstern und Katzen liegen faul im
Rinnstein. Die Autos stehen still, Sprit gibt’s schon lange nicht mehr, aber
Fahrräder werden einem sofort geklaut, wenn man auch nur eine Sekunde zur Seite
schaut.
Gute Cocktails gibt’s merkwürdigerweise immer noch,
zumindest wenn man den Meister mit Kaffee versorgt. Aber auch unsere
Kaffeevorräte sind nicht unendlich. „Ich weiß, wie der Hase läuft.“ sagst du
und holst ein Pfund Fairtrade Guatemala Grande aus dem Erddepot am Fuße der
drei mächtigen Buchen, die lustig im Abendwind nicken.
Später lese ich in einem absonderlichen Büchlein – „Der
Taschentherapeut: in 60 Sekunden wieder okay“ – die alte Binsenweisheit, dass jede
Krise, vor allem eine Chance sei.