Wer glaubt wem? Was sind eigentlich Nachrichten? Und was ist Wahrheit? Agenturen melden, Medien reichern an, wiederholen, plausibilisieren, drehen sich im Kreis.
Michel Houellebecq lässt in seiner Heile-Welt-Mär Ausweitung der Kampfzone den Erzähler erschöpft bemerken: "Dieser Welt mangelt es an allem, außer an zusätzlichen Informationen." Das ist völlig richtig, weil "Information" zunächst gar kein qualitativer Begriff ist: Information ist - ganz neutral - nur eine Menge von Signalen, aus denen ein Empfänger Bedeutung entnehmen kann. Das hat mit Wahrheit nichts zu schaffen.
Die Informationen, die wir täglich bekommen, die sich als endloser Strom aus heißen und kalten Medien auf uns ergießen, sind für uns in keiner Weise überprüfbar, erscheinen oftmals nicht einmal plausibel. Dass jede Information zugleich Manipulation ist, ist seit jeher eine banale Erkenntnis, die man sich üblicherweise trotzdem nicht ständig bewusst macht. Wie sollte man auch in einer Welt überleben, deren Komplexität inkommensurabel geworden ist, ohne die tägliche Vereinfachung zu betreiben, oder sich ganz einfach im Datengeblubber treiben zu lassen.
Interessant ist ein Experiment zweier in Berlin ansässiger Medienkünstler, die mit Newstweek ein elektronisches Hilfsmittel vorstellen, um Nachrichten zu manipulieren: und jeder kann mitmachen im Desinformationskarussel, Media distortion für alle, die sich für schlappe 30 € einen kleinen Aparillo zusammenlöten, der sich dann an Internethotspots auf den Datenverkehr aufsetzt und mittels Software Schlüsselbegriffe im Textrauschen der Nachrichtenangebote austauscht. Das Beste: die Dinger sind sogar übers Netz fernsteuerbar. Man könnte also mit einer kleinen Datenkapsel ein ganzes Netzwerk (Flughafen, Universität etc.) unauffällig kapern und die Informationsmodulation bequem von zu Hause aus steuern.
Man stelle sich News vor, in denen "Islamisten" durch "Christen", "Terror" durch "Liebe", "Bomben" durch "Küsse" und "Obama" durch "Assad" ersetzt wurde. Entsetzt starren die Leser durch ihr Browserschlüsselloch in eine Welt, die nun endgültig gar keinen Sinn mehr zu machen scheint. Oder doch? Der Slogan von Newstweek ist immerhin "Fixing the Facts!"
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