Zeit für einen letzten Spaziergang, es scheint allerdings kalt zu sein, mondlose Nacht. Die Häuser tun die Augen auf, der Wald steht schwarz und abgedrängt und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.
Im Park steht ganz zentral ein gigantischer stählerner Müllcontainer, den ich umstreife wie ein Pilger die Kaba, die Hündin hält Abstand und das Ding für verdächtig. - Das ist vielleicht genau die richtige Situation, um in das neue David Lynch-Album "Crazy Clown Time" mal reinzuhören. Und wirklich: es wird unwirklich.
Plötzlich steht in roter Schrift "Dutschke" auf dem Container und er sieht irgendwie auch ein wenig rebellisch aus. Ich flüstere "Ey, Rudi, altes Haus, biste da drin?", doch niemand antwortet. Vorsichtig klopfe ich an die metallene Wand und hohl klingt es wieder. Ich lausche, klopfe abermals, räuspere mich und sage "Herr Dutschke?" - Nichts geschieht.
Die Hündin kommt zurück und fragt, ob es denn nun weiterginge, ich hätte schließlich lange genug am Container gestanden und ganz offensichtlich sei Rudi nicht darin, außerdem sei "Dutschke" ja nur ein Nachname wie tausend andere auch, da könne ich doch wohl kaum schließen, dass, wo Dutschke draufstehe, auch Rudi drin sei, sie habe da so ihre Erfahrungen - und sowieso, Worte seien im Allgemeinen nur Schall und Rauch, abgesehen davon habe sie eine auffällige Ähnlichkeit des Containers mit dem Monolithen aus "2001: A Space Odyssey" bemerkt, die ihr Anlass zur Sorge gäbe, es wäre, bitteschön, ganz freundlich von mir, mit ihr gemeinsam Fersengeld zu geben.
Ich sehe sie an und frage einigermaßen erstaunt: "Du? Seit wann magst du denn Kubrick?"