Samstag, 7. Januar 2012

Orden der armen Klarissen

Du gehst in den Garten, pflückst die Winterfrüchte, während ich schlafend auf dem dunklen Sofa vor dem großen Fenster liege und träume: von grausteinernen Hängen, in die Menschen an stählerne Haken gefesselte Ziegen gehängt haben. Wie irr gehen deren Augen voller Angst. Unter den mageren Hälsen sind kleine blecherne Eimer befestigt, um den golden sich ergießenden Strahl aufzufangen, der aus einer Wunde am Hals fließt.
Es ist eine Übung im Schächten, Schechita, doch der Tod tritt nicht ein, das Gold fließt ohne Unterlass und bodenlos sind die Gefäße, die tausendfach sich füllen ohne jemals überzulaufen.
Ich erwache und du kehrst zurück aus dem Garten mit einem Korb schwarzhölzerner Würfel unter dem Arm und sagst: keine Angst, es wird ganz schnell gehen, ich werde fünf Fehler vermeiden. Deine Augen blicken barmherzig, deine rechte Hand hälst du hinter dem Rücken verborgen.
Ich erwache zum zweiten Mal. Es ist dunkel im Raum, die Klosterglocken läuten: es ist acht Uhr.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich sehne mich nach dem Todesstoß der Barmherzigkeit! Lass mich gehen, es gibt kein Zurück!

Des_Esseintes hat gesagt…

Wenn diese Welt auch nicht schön oder gut ist, so ist sie doch sonderbar. Vielleicht sollte man noch etwas bleiben, um sich das Spiel weiterhin anzuschauen...

Anonym hat gesagt…

Das Leben kann ein gutes sein! Bereits die Barmherzigkeit einer mittelgroßen Hündin macht das Leben lebenswert.

Rabenstein hat gesagt…

Und wenn es diese Welt nicht ist, so blicke ich dennoch auf gen Himmel und werde mir bewusst, dass wir nicht einmal erwähnenswert sind im Vergleich zu den Welten, die es noch gibt.
Dann fällt mir doch wieder ein, welch Wunder sich auf unserer ach so kleinen Welt verborgen halten und das wir nicht einmal annähernd hier fertig sind.

Anonym hat gesagt…

...wohl viel Jostein Gaarder gelesen...