Donnerstag, 16. April 2009

Ich und Welt


Es ist nicht gut. Es ist nicht gut, seine Nächte am Rande der Stadt allein in einem Garten zu verbringen und sich einzubilden, man röche den Wald von ferne.

Es ist nicht gut, die Große Fuge zu hören und sich dabei mit kaltem Weißwein zu betrinken, es ist nicht gut, sich allein zu betrinken, sich zu versichern, dass man sich dabei wohl fühle. Die Große Fuge, ehemals der letzte Satz des Streichquartetts Op. 130, nun allein, hintenangestellt, groß und mächtig, schneidend, sperrig.

Im Haus ist es zu warm, darum sitze ich draußen. Dort ist es still, darum höre ich die Fuge. Ich habe Durst, darum trinke ich den Wein.

Ich bleibe zurück auf dem groben Holzstuhl, dem ich schon fast meinen eigenen Namen gebe, dem Stuhl aus meiner Küche, dem Stuhl, den ich überall mit hinnehme, damit ich einen Platz habe in der Welt. Das Dunkel senkt sich, durch die Büsche kann ich Lichter erspähen, Lichter von Menschen.

Doch kann man ihnen ferner sein, als beim Hören dieser Musik?!

Irgendwer schrieb, in der Großen Fuge sei "der Gegensatz zwischen Ich und Welt überwunden". Für mich ist sie das genaue Gegenteil: der Musik gewordene Gegensatz zwischen Ich und Welt.

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